Seit dem ersten Gedanken an eine Unternehmensgründung beschäftigt mich die Frage nach dem Risiko. Hierbei geht es weniger um mich als Person als vielmehr um Leute die mir vertrauen und mich unterstützen.

Während der Vorbereitungsphase stand so die zentrale Frage im Raum, würden die potenziellen Kunden die angestrebte Lösung überhaupt nutzen? Ich fing also an, in meinem Netzwerk Personen zu identifizieren, die im bestehenden Markt wiederum entsprechende Leute kennen könnten und gelangte so an meinen ersten Interviewpartner.

Ich präsentierte ihm die Idee sowie die Lösungsmöglichkeiten und wir verabredeten eine gegenseitige Unterstützung bei inhaltlichen und technischen Fragen. Die Tatsache, dass er zum damaligen Zeitpunkt selbst im Begriff war eine Firma zu übernehmen und trotzdem Ressourcen für die Realisierung meiner Idee bereitstellen wollte, machte diese Zusage umso bedeutungsvoller.

Mit der Erfahrung aus meinem ersten Gespräch startete ich eine Initiative um zeitnah weitere kritische und positive Stimmen einzusammeln. Hierbei handelte es sich ebenfalls um potenzielle Kunden sowie Unternehmen aus der IT- und Gesundheitsbranche.

So entstand ein kleines Netzwerk an interessierten Zuhörern und Unterstützern, welches der scanacs bis heute treu für Fragen, Hinweise und die Pilotierung zur Verfügung steht.

Zwei Punkte habe ich als Fazit aus dieser erste Gesprächsrunde mitgenommen. Zum einen löst meine Idee tatsächlich ein Problem und findet potenzielle Käufer. Zum anderen war die Angst, dass sich der Ansatz aufgrund der Interviews unkontrolliert verbreitet unbegründet. Sämtliche Gespräche erfolgen bis heute, also während der Entwicklungsphase, sehr vertrauensvoll.

Vor Projektbeginn organisierte unser Sponsor von SAP sowie einer unserer Gesellschafter ein Lean-Startup-Workshop. Die mir bis dahin gänzlich unbekannte Methode von Eric Ries zur Risikominimierung bei der Unternehmensgründung hob für mich aber nochmal die Bedeutung einer großen Kundennähe hervor.

Während ich zunächst in meinen Interviews davon ausging, wir würden den zukünftigen Nutzern nach und nach unsere Lösung präsentieren, wurde mir dort klar, dass die Zyklen der Information über den Entwicklungsstand sowie die Abfragen über die Akzeptanz deutlich kürzer sein mussten als avisiert. Nur so können wir sicherstellen, dass wir den besten Prozess mit den besten Anwendungen entwickeln.

Während das Ziel der ersten Kundenkontakte, wie von Eric Ries beschrieben, nicht darin bestand, endgültige Antworten zu finden, sondern die potenziellen Kunden und ihre Probleme auf grundlegender, noch grob umrissener Ebene zu verstehen1, so sollte es nun konkreter werden.

Den ersten Testlauf unternahmen wir daher bereits vier Wochen nach Start der Entwicklung. Hierfür hatten wir zwei schnell programmierte Anwendungen ausgewählt, die eigentlich als Unterstützung für die interne Produktentwicklung gedacht waren.

Zwar erhielten wir hier einige positive bis beeindruckte Reaktionen, jedoch genügte das Design nicht unseren Ansprüchen an sehr gute User Interaction und User Experience. Schließlich hatten wir beide Themen als Schwerpunkte für unsere Softwareentwicklung definiert. Uns wurde klar, wir brauchen hier, trotz gutem ersten Feedback, professionelle Unterstützung, die wir zum Glück auch schnell fanden.

Seither beschreiben wir den zu programmierenden Prozess mit Post-its, entwerfen Mockups, durchlaufen mehrere Iterationsschleifen und passen die Entwürfe immer wieder an. Anschließend folgt eine Feedbackschleife mit ausgewählten potenziellen Nutzern.

Eine zentrale Herausforderung stellt das Testen im echten Betrieb dar. Zwar können wir in unserem Netzwerk die Oberflächenentwürfe und kontinuierlich die Funktionalitäten überprüfen, jedoch aktuell noch nicht das Zusammenspiel verschiedener Komponenten im Prozess. Unser nächstes Ziel ist es also, den Pilotkunden ein minimal funktionsfähiges Produkt zur Verfügung zu stellen.2 Nach dem Durchlaufen der Bauen-Messen-Lernen-Feedbackschleife3 werden alle Produktoptimierungen durchgeführt und ggf. der Kurs korrigiert.4 Das wiederholen wir so lange, bis die Nutzer unserer Lösung zufrieden sind.

1 Eric Ries, Lean Startup
2 Eric Ries, Lean Startup
3 Eric Ries, Lean Startup
4 Eric Ries, Lean Startup

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